Pfarre Igls und Vill:

Pfarrkirche zum Hl. Ägidius Igls

Kirche Igls

Kirche Igls

Ort und Pfarre:
Obwohl urkundlich erstmals im Jahre 1273 erwähnt, war Igls schon seit der Völkerwanderungszeit besiedelt. Der Ortsname dürfte vorrömischen, bzw. illyrischen Ursprunges sein. Seit dem späten 19. Jahrhundert hat sich Igls zu einem beliebten Sommerfrische- und Luftkurort entwickelt, dessen Villen- und Hotelarchitektur neben der noch vorhandenen bäuerlichen Bausubstanz das Ortsbild prägt. Inmitten des Dorfes erhebt sich die vom Friedhof umgebene Pfarrkirche.

Die alte Pfarre Patsch, der Igls und Vill ursprünglich angehörten, wurde 1259 dem Prämonstratenser-Chorherrenstift Wilten inkorporiert. Vom Stift aus erfolgt seither die seelsorgliche Betreuung beider Orte, die 1808 zunächst zu einer Kuratie zusammengefaßt und 1891 schließlich zur gemeinsamen Pfarre Igls mit Vill erhoben wurden.

Baugeschichte:
Bereits seit mehr als 700 Jahren gibt es in Igls eine Kirche. Es war zunächst ein romanisches Kirchlein, das 1286 erstmals genannt wird und damals neben dem Hl. Ägidius, bis heute Hauptpatron der Kirche, auch noch dem Hl. Alto geweiht war – dies könnte auf die Verbindung zu einem bayerischen Kloster hindeuten.

In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erfolgte ein spätgotischer Umbau, der das äußere Erscheinungsbild trotz späterer An- und Umbauten bis heute prägt. Die Weihe dieser Kirche, nun ausschließlich zu Ehren des Hl. Ägidius, erfolgte am 13. November 1479 durch den damaligen Weihbischof von Brixen. An diese Bauphase erinnern heute auch noch das spätgotische Kreuzigungsfresko in der Totenkapelle und das Sakristeiportal an der Chorwand im Innern der Pfarrkirche.

Seine heutige Gestalt verdankt insbesondere der Innenraum der barocken Umgestaltung der Jahre 1700 bis 1705. Damals wurde das spätmittelalterliche Kirchenschiff abgetragen und in der heutigen Form neu aufgebaut. Diese erweiterte Kirche weihte am 25. Mai 1705 der Brixener Fürstbischof zu Ehren des Hl. Ägidius und der Vierzehn Nothelfer. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts erhielt die Kirche die im wesentlichen noch heute bestehende Inneneinrichtung und Freskierung.

1883 wurde dann zu einem Schicksalsjahr für die Igler Kirche. Ein Großbrand im Dorf verschonte auch das Gotteshaus nicht: Der Kirchturm brannte bis zur Glockenstube ab. Die Glocken und das Kirchendach wurden vernichtet. Die Schäden im Kircheninneren hielten sich glücklicherweise in Grenzen, nur die Kanzel verbrannte vollständig. Nach dem Brand entstand der jetzige Turm mit seinem hohen, ein wenig bizarr wirkenden Pyramidenhelm.

Damals waren auch die verrußten Deckenbilder – mit Ausnahme des Langhausfreskos – übertüncht und die Innenausstattung schließlich im Nazarenerstil verändert worden. Erst im Zuge der gründlichen Renovierung der Jahre 1960 – 1968 konnte das Kircheninnere auf den Zustand von 1777 zurückgeführt werden. Im Jahr 1993 folgte dann eine neuerliche Innenrenovierung (Reinigung der Raumschale und der Einrichtung), wobei versucht wurde, der ursprünglichen Farbgebung der Wände möglichst nahe zu kommen. Die jüngste Außenrenovierung wurde 1998 abgeschlossen. Bei der Wahl der Farbgebung der Fassade entschied man sich nach genauer Befundung (u.a. bestand ursprünglich eine Eckquaderung aus der Zeit um 1700 – 1705) für die chronologisch vierte, historische Fassung von 1863 (weiß und kühles Gelb).

Nach dem Brand von 1883 wurden im Lauf der Zeit neue Glocken angeschafft, von denen ein Teil im Zweiten Weltkrieg abgegeben werden mußte. Heute hängen im Turm drei im Jahr 1947 von der Fa. Grassmayr gegossene Glocken sowie das nach 1883 aus der Viller Kirche übernommene „Sterbeglöckl“ aus dem Jahr 1695.

Pfarrkirche zum Hl. Martin in Vill

Zur Ortsgeschichte:
Vorgeschichtliche Ausgrabungen sowie Funde aus der La-Thène- bis Römerzeit belegen eine frühe Siedlungstätigkeit im Bereich des urkundlich erstmals im 13. Jahrhundert – um 1220 sowie 1251 – erwähnten Dorfes („via ad villam Villae“). Der Ortsname dürfte romanischen Ursprungs sein. Von den drei im Mittelalter bestehenden Wohn- und Wehrtürmen, darunter die Burg Straßfried, ist heute nichts mehr erhalten. Ebenfalls in adeligem Besitz befanden sich die beiden schon im 15. bzw. 16. Jahrhundert erwähnten ehemaligen Vogelhütten, die heutige Poltenhütte und der Grillhof (heute Bildungshaus).

Baugeschichte der Pfarrkirche:
Die früheste Erwähnung einer Kirche in Vill stammt aus dem Jahr 1397. Über die Existenz etwaiger Vorgängerbauten läßt sich nichts Genaues sagen. Dem gotischen Baubestand gehören der bestehende Turm, der dreiseitig geschlossene Chor und das gekehlte, spitzbogige Westportal an. Diesem wurde im 17. Jahrhundert der schindelgedeckte Säulenportikus vorgesetzt. Im Inneren konnte 1972 links oben neben dem Hochaltar ein spätgotisches Fresko des Hl. Martin zu Pferde freigelegt werden, das man mit Rücksicht auf ein einheitliches Erscheinungsbild wieder übertüncht hat.

Dieser in der Längenausdehnung der heutigen Kirche entsprechende Bau wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Sinne eines spätbarocken Zentralraumes umgebaut. Gleichzeitig erfolgte die Stuckierung und Ausmalung mit Fresken. Die Weihe nahm der Brixener Bischof am 10. September 1792 vor.

Eine im 19. Jahrhundert angebrachte ergänzende ornamentale Malerei im Inneren wurde bei der letzten umfassenden Innenrenovierung in den Jahren 1971 bis 1982 wieder entfernt mit dem Ziel einer weitgehenden Wiederherstellung des spätbarocken Zustandes. Der Turm wurde 1991 außen restauriert. Dabei brachte man die aus dem 17. Jahrhundert stammende gemalte Eckquaderung wieder an.